Liturgisches
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Meditationen | Meditative Texte
| Teil 8            
Aufdringliche
Befragung
Also du hast
niemandem etwas
getan?
Auch nichts
Gutes?
Nichts umsonst
und
ohne Grund, nur
so
aus Liebe?
Also du hast
niemanden umgebracht?
Auch nicht
um seinen guten
Ruf
um seinen Schlaf
um seinen
Glauben gebracht?
Also du hast
niemanden
betrogen?
Auch nicht um
die Hoffnung
in dir
vielleicht
einem wirklichen
Christen zu
begegnen und
Gottes Nähe zu
erfahren?
Lothar Zenetti
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Gottes
Angesicht
Ich glaube,
Vater im Himmel, dass du nahe bei mir bist. Du kennst mich und sprichst
zu mir. Ich glaube, dass du mir zugewandt bist mit deinem Angesicht.
Dir muss ich
mich zuwenden, wenn ich mich selbst finden will. Denn ich bin nur, was
ich in deinen Augen bin. Ich kenne das Geheimnis nicht, das in mir ist,
bis du es offenbarst im Schein deines Angesichts.
Alles spiegelt
sich in dir. Was in dieser Welt wahr ist, ist es, weil du die Wahrheit
bist. Was in dieser Welt Leben hat, lebt, weil du das Leben bist. Was in
dieser Welt schon ist, ist es durch dich, ewige Schönheit. Wenn ich
glücklich bin, dass, weil du ja zu mir sagst.
Und wenn alles
dunkel und leer ist, wenn ich mein Schicksal nicht verstehe, dann glaube
ich, dass dein Angesicht mich ansieht mitten aus der Dunkelheit. Hilf
mir, dich zu lieben, wo immer mir dein Angesicht nahe ist.
Das Gesicht des
Liebenden leuchtet im Gesicht des Geliebten. Lass dein Angesicht leuchten
über mir und lass dein Licht ausstrahlen von meinem Angesicht.
Jörg Zink
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Gott allein
Ich habe ganz deutlich erfahren,
dass Ängste und Sorgen umso kleiner
werden,
je mehr man in Gott geborgen ist.
Solange man alle Hoffnung
Und sein ganzes Vertrauen auf
Menschen
Und materielle Dinge setzt,
die so leicht verletzt sind
und do rasch vergehen,
gibt man Ängsten und Sorgen nur neue
Nahrung.
Als ich mich für „Gott allein“
entschieden hatte,
verloren viele Dinge ihre
Wirklichkeit,
die als lebensnotwendig angepriesen
wurden.
Eine Unwertung aller Werte kam in
Gang.
Alles geriet durcheinander,
bis es die richtige Stelle einnahm.
Ich begann die Scheinwerte
loszulassen.
Dieses Loslassen war täglich ein
neuer Anfang.
Aber je mehr ich losließ,
desto freier fühlte ich mich
und desto mehr konnte ich es
genießen.
Phil Bosmans
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Ich kann wieder lachen
Ich kann wieder lachen.
Die Welt ist nicht untergegangen
Und ich auch nicht.
Ich lebe noch und wieder.
Noch kann ich es kaum glauben.
Es stand sehr schlecht um mich.
Ich hatte mich schon selbst
aufgegeben.
Keinen Funken Lebensmut hatte ich
mehr.
Und jetzt sieht alles anders aus.
Ich kann wieder lachen.
Ich kann aufatmen.
Ich bekomme eine neue Chance.
Gott, du hast mich
nicht verlassen.
Du hast mich in deine Obhut genommen.
Du meinst es gut mit mir.
Heinz-Günter
Beutler-Lotz
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Bewunderung
Ich glaube an Gott, und ich glaube,
hört ihr,
dass er ein Künstler ist, ein
Erfinder:
Unbegrenzt sind seine Ideen. Alles
ist neu,
was er macht, und aus erster Hand.
Schön ist es,
vielgestaltig und aller Bewunderung
würdig.
Er gleicht nicht dem Bild, das ihr
euch
zurechtdenkt, euren Begriffen und
Definitionen.
So wie ihr ihn beschreibt, hätte er
niemals
so eine Welt voller Wunder erschaffen.
Geheimnis lautet sein Name, und immer
der Andere,
hoch über allem, was ist, und allem
voraus,
der Anfang, der Atem, der alles
hervorbringt,
und seine Kraft ist spürbar in allem.
Er wirkt
die Vollendung, nach der wir uns
sehnen.
Im Sturmwind und Feuer, so ist er
erschienen,
er wohnt in der Wolke, im Wort, in
der Stille.
Er sät seine Hoffnung unter den
Armen.
Im Herzen der Liebenden ist er,
inmitten
der Welt, und gepriesen sei sein
herrlicher Name.
Lothar Zenetti
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Ausländer waren sie
Wie matter Glorienschein hinter
Nebeln erstrahlt,
so leuchtet die unerreichbare Heimat
je länger, je leuchtender.
So blieb Jerusalem im Gedächtnis,
der niedergerissene Ort der Nähe
Gottes.
Nun waren sie Ausländer,
lästig, arbeitsam und geschätzt.
Sehnsuchtslieder sangen sie von Zion,
fröhliche Lieder, dem Heulen nah,
weil die es wollten, die sie entführt
hatten.
Und Gott schien weit.
Fremde waren sie im fremden Land.
Doch Gott bleibt in der Nähe,
auch wenn Jerusalem zerstört
und der Ort der Anbetung fern ist.
Gott ist kein Ausländer und kein
Aufseher.
Seine Nähe ist dauerhaft an jedem
Ort.
Er ist Heimat für alle,
die an Babels Flüssen weinen,
die fremd sind im eigenen Land,
für alle, die sich sehnen.
Kurt Wolff
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Ich ziehe meine Straße fröhlich
Ich danke Gott,
dass er alles einem guten Ende
zuführen wird.
Auch wenn jetzt meine Augen noch
verschlossen sind,
ich werde sehen, dass er alles neu
macht.
Er wird mich und die Welt verwandeln.
Das hat er angezeigt durch die
Auferstehung.
Und der auferstandene Herr wird mich
aus meinen Gräbern zum Leben rufen.
Ich danke Gott, dass er trotz allem
meine Schwachheit in Stärke, mein
Klagen in Loben,
meine Verzagtheit in Hoffen,
mein Schreien in Jubel verwandelt.
Ich danke Gott, dass er trotz allem
mich erlösen wird
und aus mir einen fröhlichen Menschen
macht,
dessen Freundlichkeit und Lachen
andere ansteckt.
Ich bin dankbar, dass ich sein Kind
bin.
Ich ziehe meine Straße fröhlich
und bin unterwegs mit einem Geist,
der mir Flügel verleiht.
Vor allem aber weiß ich,
dass das Ziel meiner Reise Gott ist.
Peter Helbich
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Adventliche Menschen
„Einiges muss noch geschehen,
ehe die Sonne sinkt.“
Einiges muss aufhören:
Die Entschuldigungen und Ausreden,
das Immer-so-Weitermachen,
das selbstzufriedene Um-sich-Kreisen,
das unwirkliche Leben „als ob“,
das Festlegen Gottes auf unser Maß.
Einiges muss noch geschehen,
damit unsere Wüste zu blühen beginnt,
damit wir es lernen, Gott im Staub zu
finden,
damit wir für seine Sättigung offen werden,
damit das Heil in uns einziehen kann,
damit wir neu werden,
adventliche Menschen.
„Einiges muss noch geschehen,
ehe die Sonne sinkt.“
Hildegard Nies
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Hoffnung für die Welt
Uns allen ist
die Geburt eines Kindes versprochen.
Dieses Kind, sagt der Engel,
wird zur Hoffnung,
zum Leben für viele Menschen.
Doch was soll ein Kind
aus dem unbedeutenden Nazareth
gegen das Dunkel dieser Welt
ausrichten?
Maria vertraut.
Sie öffnet sich einer tiefen Hoffnung
für ihr eigenes Leben und für die
Welt.
Durch den Engel redet Gott zu Maria.
Durch ihn möchte er auch uns
Hoffnung schenken.
Dort wo wir Hoffnung begraben haben,
möchte er uns
zu einem neuen Schritt ermutigen.
Hoffnung ist das,
was bewegt und erfüllt.
Hoffnung ist der Trau
des wachen Menschen.
Beat Zosso
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Was Jünger brauchen
Die Jünger Jesu brauchen helle Augen,
die Welt zu sehen, so wie Gott sie
sieht –
als seine neue Schöpfung zu
begreifen,
was im Verborgenen durch sein Wort
geschieht.
Die Jünger Jesu brauchen weite
Herzen,
die Welt zu lieben, so wie Gott sie
liebt –
wie er sie annimmt, Menschen
anzunehmen
und zu vergeben, wie er selbst
vergibt.
Die Jünger Jesu brauchen ihren
Meister:
Er macht die Augen licht, die Herzen
weit;
er schenkt die Demut und den Mut zum
Dienen,
er wirket Frucht für Gottes Ewigkeit.
Lindolfo Weingärtner
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