Fjell
& Vidde
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Kulturland
Norwegen
Dichter,
Dramatiker, Maler und Komponisten
Knut Hamsun
Hamsun wurde am 4.
August 1859 als Sohn eines Schneiders bäuerlicher Herkunft in Garmostræe bei
Lom (Gudbrandsdal) geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. 1862
verließ seine Familie mit ihm Südnorwegen und zog in die Provinz Nordland
nördlich des Polarkreises, eine Gegend, die das spätere Romanwerk immer
wieder als „Märchenland” imaginiert (I Æventyrland, 1903). Nach 1873
arbeitete Hamsun u. a. als Krämerlehrling im Laden seines tyrannischen
Onkels, als Hausierer, Schusterlehrling, Hilfslehrer und Amtsgehilfe. 1877
begann er zu schreiben; von diesen frühen Versuchen ist vor allem die Erzählung
Bjørger bemerkenswert, die, 1878 geschrieben, erst 1981 publiziert werden
konnte. Bereits hier sind zentrale Aspekte und Themen der späteren Prosa
angeschnitten.
Henrik Ibsen
Ibsen wurde am 20. März 1828
in Skien geboren und arbeitete zunächst als Assistent in einer Apotheke
(1844-1850). Von 1851 bis 1857 war er mit Unterbrechungen (Studienreisen
nach Kopenhagen und Dresden) als Indendant und Bühnenschriftsteller am
Nationaltheater in Bergen beschäftigt, anschließend bis 1862 als Direktor
des Theaters in Kristiania (heute Oslo). In dieser Zeit verfasste Ibsen
seine ersten Theaterstücke. 1863 wurde Ibsen Konsulent am
Kristiana-Theater. Danach lebte er bis 1891 überwiegend in Rom, Dresden und
München, unterbrochen von einem Besuch in Norwegen (1874). Von seiner nach
Samfundets støtter (1877; Die Stützen der Gesellschaft) einsetzenden
ungeheueren Popularität in Deutschland zeugt der Umstand, dass zwischen
1884 und 1900 allein fünf Übersetzungen von Vildanden (1885; Die Wildente)
erschienen. Anfangs bestritt Ibsen seinen Lebensunterhalt mit einem
Stipendium, später mit einem Jahresgehalt des norwegischen Parlaments. 1891
kehrte er nach Kristiania zurück, wo er am 23. Mai 1906 verstarb.
Ibsens dramatisches Frühwerk
war, ebenso wie die heute kaum noch bekannten Gedichte, von einer
romantisierenden Rückschau auf die Geschichte Norwegens und sein
literarisches Erbe geprägt. Hierzu zählen die historischen Versdramen
Catilina (1850; Uraufführung: Stockholm 1881), Brand (1866; Uraufführung:
Stockholm 1885) und die Dramatisierung des Nationalepos Peer Gynt (1867).
Mit Samfundets støtter (1877; Die Stützen der Gesellschaft), einer scharfen
Attacke auf die Verlogenheit gesellschaftlicher Konventionen, dargestellt
am Beispiel eines skrupellosen Geschäftsmannes, schuf Ibsen einen neuen
Typus des Gesellschaftsdramas. Dieser zeichnet sich durch geradlinigen
Handlungsaufbau, dynamische Dialogführung und schonungslose Kritik sozialer
Machtverhältnisse und Verhaltensweisen aus. Berühmte, noch heute oft
gespielte Musterdramen über die Brüchigkeit menschlicher Beziehungen sind
Et dukkehjem (1879; Nora oder Ein Puppenheim), Gengangere (1882;
Gespenster) und Hedda Gabler (1891). Zentralgestalten dieser Dramen sind
meist Frauen, die im patriarchalischen Bürgertum noch mehr als die Männer
durch ein Korsett traditioneller Verhaltensnormen eingezwängt waren, im
Bereich der Prosa vergleichbar mit Gustave Flauberts Madame Bovary oder Lew
Tolstojs Anna Karenina. So geht es in Nora, das nach seiner Uraufführung zu
einer heftigen literarischen Kontroverse führte, um die Auflehnung der
Titelfigur gegen die lieblosen und demütigenden Umstände einer aus
Familienrücksichten geschlossenen Vernunftehe (nach dem Vorbild der Ibsen
bekannten Schriftstellerin Laura Kieler). August Strindberg reagierte mit
einer Erzählung, in der er Ibsen sein negatives Frauenbild entgegenstellte.
Das Familiendrama Gespenster, nach Ibsens Aussage die logische Fortsetzung
von Nora, kreiste ebenfalls um den Konflikt von konventioneller Pflicht und
individueller Neigung und sorgte zudem mit Tabuthemen wie erbliche
Geisteskrankheit, Geschlechtskrankheit und Inzest für weiteren Zündstoff.
In Hedda Gabler schließlich scheitert eine im Grund willensstarke Frau an
den Widersprüchen ihres Daseins und scheidet „skandalös” freiwillig aus dem
Leben. Unter den weiblichen Protagonisten dieser Stücke ist sie die
psychologisch differenzierteste Figur, deren Zeichnung bereits auf das von
der Sigmund Freud’schen Psychoanalyse beeinflusste Drama verweist. Während
En folkefiende (1883; Ein Volksfeind) die Bigotterie einer kleinstädtischen
Bürgerschaft verspottet, führte Ibsen in späteren Dramen die psychologische
Feinzeichnung in meisterhaften Charakterstudien zur Vollendung. In seinem
dramatischen Aufbau von Peer Gynt, dessen Titelfigur einen phantastisch
Reisenden ohne festen Charakter abgibt, brach der Dichter mit den
Gattungsvorgaben einer aristotelischen Poetologie (Einheit von Zeit, Ort
und Handlung etc.) und nahm damit entscheidende Züge des modernen Dramas,
namentlich von Strindbergs Stationentechnik, vorweg. Auf Ibsen geht auch
der Gedanke eines funktionalen Bühnenbilds zurück, getreu seinem Motto,
dass aus einem an der Kulissenwand hängenden Gewehr im Verlauf der
Dramenhandlung auch geschossen werden müsse. Weitere Werke Ibsens sind
Rosmersholm (1887), Fruen fra Havet (1889; Die Frau vom Meer), Bygmester
Solness (1892; Baumeister Solness) und das Trauerspiel Når vi døde vågner
(1900; Wenn die Toten erwachen).
Jostein Gaarder (*1952)
International bekannt
wurde er mit seinem Philosophieroman Sofies verden (1991; Sofies Welt).
Gaarder wurde am 8.
August 1952 in Oslo geboren. Nach dem Studium der Nordistik,
Ideengeschichte und Religionsgeschichte in Oslo arbeitete er ab 1978 als
Philosophielehrer an verschiedenen Schulen und in der Erwachsenenbildung.
Nach einigen Erfolgen im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur gab er
1986 die Lehrtätigkeit auf. 1990 erschien der mehrschichtige Roman
Kabalmysteriet (Das Kartengeheimnis), der anhand der Griechenlandreise
eines zwölfjährigen Jungen das Staunen und Reflektieren über Zusammenhänge
und Bedingungen des Lebens thematisiert und damit auch beim Leser zu
fördern sucht. An Jugendliche und Erwachsene ist auch der folgende Roman
Sofies verden (1991; Sofies Welt) gerichtet: Eingebettet in eine
Rahmenhandlung um die 14-jährige Sofie, die auf mysteriöse Weise mit
existentiellen Fragen konfrontiert wird, entwickelt Gaarder eine
geistreiche und leichthändig erzählte Geschichte der Philosophie. Das Buch
wurde ein internationaler Bestseller; es erhielt zahlreiche Auszeichnungen
und wurde in über 40 Sprachen übersetzt. 1993 kam der die Themen Schöpfung,
Tod und Ewigkeit verarbeitende Roman I et speil, i en gåte (Durch einen
Spiegel, in einem dunklen Wort) heraus, 1996 dann Vita brevis (Das Leben
ist kurz), ein Buch, das sich anhand des fiktiven Briefes einer Frau an
ihren ehemaligen Geliebten, den heiligen Augustinus, mit Fragen des
Zölibats, der religiösen Doppelmoral und der Philosophie des Kirchenvaters
auseinander setzt.
Edvard Grieg (1843-1907)
Der norwegische
Komponist Edvard Grieg erlangte Weltruhm mit der Bühnenmusik zu Henrik
Ibsens Drama Peer Gynt. Nach Motiven dieses Werkes komponierte Grieg seine
beiden Orchestersuiten zu Peer Gynt (1888 und 1891), deren erste mit dem
Satz „In der Halle des Bergkönigs” schließt.
Er wurde am 15. Juni
1843 in Bergen geboren und erhielt den ersten Klavierunterricht bei seiner
Mutter, einer Konzertpianistin; sein Studium absolvierte er am
Musikkonservatorium in Leipzig. Der dänische Komponist Niels Gade ermutigte
Grieg zum Komponieren, und der norwegische Komponist Rikard Nordraak weckte
in ihm das Interesse für die Volksmusik seiner Heimat. Von 1866 bis 1876
lebte Grieg in Christiania (heute Oslo), wo er Musikunterricht gab und
Dirigent der Philharmonischen Gesellschaft war. 1867 heiratete er seine
Cousine Nina Hagerup, die eine bekannte Sopranistin war.
Griegs Engagement für
ein auf der norwegischen Volksmusik basierendes kompositorisches Schaffen
stieß bei konservativen Musikern und Kritikern auf Widerstand, und so
fanden seine Werke zunächst nur langsam Anerkennung. Der erste Musiker von
internationalem Rang, der sich für Griegs Werk einsetzte, war der
ungarische Komponist Franz Liszt. Ende der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts
unternahm Grieg als Dirigent zahlreiche Tourneen durch Europa. Ab 1874
konnte sich Grieg durch die Unterstützung der norwegischen Regierung ganz
auf das kompositorische Schaffen konzentrieren. Mit seiner Bühnenmusik für
Peer Gynt (1875) von Henrik Ibsen erlangte er Weltruhm. 1877 zog Grieg in
ein abgelegenes Studio bei Lofthus und baute sich 1885 die Villa
Troldhaugen nahe Bergen, wo er bis zu seinem Tod lebte. Er starb am 4.
September 1907.
Griegs Musik zeigt
einerseits deutliche Einflüsse von deutschen Komponisten der Romantik,
insbesondere von Robert Schumann, aber auch von den Werken des polnischen
Komponisten Frédéric Chopin, andererseits verband er die nationale
Idiomatik der norwegischen Folklore mit den satztechnischen Mitteln des 19.
Jahrhunderts und verschaffte so der norwegischen Musik Weltgeltung. Zu
seinen Kompositionen zählen u. a. Norwegische Tänze und Volksweisen (1870),
die Bühnenmusik zu Sigurd Jorsalfar (1872), die Suite Aus Holbergs Zeit
(1885) für Streichorchester; ferner Landerkennung und Olaf Trygvason (1889)
für Chor und Orchester, sowie ein Streichquartett, zahlreiche Lieder und
Klaviermusik, darunter auch die Ballade g-Moll (1875) und das
Klavierkonzert a-Moll (1868).
Edvard Munch
Munch, Edvard (1863-1944), norwegischer Maler und
Graphiker, einer der bedeutendsten Wegbereiter des Expressionismus in
Europa.
Munch wurde am 12. Dezember 1863 in Løten geboren.
Ein Stipendium erlaubte ihm 1885, für kurze Zeit in Paris zu studieren. Ein
Jahr später fand er nach naturalistischen bzw. impressionistischen Anfängen
mit Das kranke Kind (1886, Nasjonal Galleriet, Oslo) zu seinem
unverwechselbaren Stil. Zwischen 1889 und 1907 lebte Munch zumeist in Paris
und Berlin. Wegen der schockierenden Darstellung existenzieller
Grenzerfahrungen auf Bildern wie Angst, Melancholie und Zwei Menschen, die
er im November 1892 im Berliner Architekturhaus ausstellte, kam es zum Skandal, der
den Verein Berliner Künstler spaltete: die Berliner Secession entstand.
1899 schuf er die erste
von insgesamt sechs Fassungen von Mädchen auf der Brücke (Nasjonalgallerie
Oslo). Weitere Variationen des Themas hängen u. a. im Wallraff-Richartz-
Museum in Köln und in der Hamburger Kunsthalle. 1902 stellte Munch in der
Berliner Secession unter der Überschrift Lebensfries 22 Gemälde aus, zu
denen auch sein wohl bekanntestes gehört: Der Schrei (1893,
Nasjonalgalleriet, Oslo). Wie Vampir (1893, Nasjonalgalleriet, Oslo) und
Asche (1894, Nasjonalgalleriet, Oslo) spiegelt auch Der Schrei Munchs
eigene Ängste vor dem Leben – und den Frauen – wider. Zentrale Motive
Munchs aus dieser Zeit sind erschöpfte, wie leblos wirkende Figuren, teils
mit verborgenen Gesichtern, über denen drohend die abstrahierten Formen
einer unheilkündenden Umgebung lasten. Munchs symbolische Frauengestalten
erscheinen teils als unschuldig-leidende Wesen, teils als gespenstische,
den Mann aussaugende Vampire.
1906 und 1907 entstanden
acht Gemälde eines Lebensfries-Zyklus für die Berliner Kammerspiele.
Parallel hierzu schuf Munch eine imposante Reihe ganzfiguriger
Männerporträts. 1907 musste er nach einem Nervenzusammenbruch in eine
Kopenhagener Klinik eingeliefert werden. 1909 kehrte er nach Norwegen
zurück. Am 23. Januar 1944 starb er in Oslo. Die relative seelische
Ausgeglichenheit der Zeit von 1909 bis zu seinem Tod lässt sich von den
Bildern für die Osloer Universitätsaula (1906-1916) und den leuchtenden
Landschaftsgemälden dieser Periode ablesen. In den zwanziger Jahren schuf
Munch auch eine Anzahl bedeutender Akte. Einen Einblick in die einsame
Psyche des Künstlers gewährt Selbstbildnis – Zwischen der Uhr und dem Bett
(1940-1942, Munch Museet, Oslo), ein Bild aus einer ganzen Serie von in
unterschiedlichster Technik ausgeführten Selbstporträts.
Zu Munchs umfangreichen
Oeuvre gehören außerdem zahlreiche Radierungen, Lithographien und
Holzschnitte, die einen nachhaltigen Einfluss auf die Druckgraphik des
deutschen Expressionismus ausübten.
Neuere Musik
Kirkelig Kulturverksted
Label, das sich der
Förderung des Außergewöhnlichen verschrieben hat.
Kari Bremnes
Norsk Folkemusikk vom
Feinsten.
Bjørn Eidsvåg
Bluesiger Barde mit
anspruchsvollen, meist religiösen Texten.
Oslo Gospelchoir
Einer der besten
Gospelchöre. Chorleiter Tore W. Aas schreibt die Songs zum Teil selbst. Es
kommen aber auch Traditionals und Stücke anderer Songwriter zur Aufführung.
Jan Garbarek (*1947)
Norwegischer Jazzmusiker
(Saxophonist, Flötist und Komponist). Garbarek wurde in Mysen (Norwegen)
geboren. 1961 begann er, sich das Saxophonspiel beizubringen, nachdem er
eine Aufnahme John Coltranes gehört hatte. Noch im selben Jahr bereits in
Bands aktiv, wurde er um 1965 von dem Pianisten George Russell entdeckt.
Mit ihm arbeitete er in der folgenden Zeit eng zusammen (Othello Ballet
Suite, 1967). Nach einigen Gehversuchen im Umkreis des Free Jazz, wurde er
1970 von dem Label ECM unter Vertrag genommen. Gemeinsam mit Musikern wie
dem Pianisten Keith Jarrett (Belonging 1974) und den Gitarristen Terje
Rypdal, Ralph Towner und Egberto Gismonti prägte er nachhaltig die
Entwicklung des Kammerjazz. Sein klarer Ton an Tenor- und Sopransaxophon
und die vom Free Jazz beeinflusste Vorstellung struktureller Offenheit beim
Improvisieren ließen ihn zu einer wichtigen Stimme des europäischen Jazz
werden. Seit Beginn der neunziger Jahre überschreitet Garbarek mehr und
mehr die traditionellen Gattungsgrenzen und widmet sich verstärkt dem
„Crossover” (Officium 1994, gemeinsam mit dem Hilliard Ensemble).
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